Friede in der Ukraine – und auf der Welt

„We are here today against an alarming backdrop of an illegal unjustifiable invasion of sovereign Ukraine, high inflation, electricity and energy price rises, a climate catastrophe, increased food insecurity and a fast emerging cost of living crisis.”

(Roberta Metsola, Präsidentin des Europäischen Parlaments; Einführung zur „State of the European Union” Rede, Straßburg 14.09.2022)


Wir stehen in Europa – und auf der ganzen Welt – mitten in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Wie die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, in ihren einführenden Worten zur „State of the European Union” Rede 2022 darlegte, hat diese Krise einen außergewöhnlich multiplen Charakter.

Die Ursachen dieser multiplen Krise sind vielfältig. Sie einfältig der völkerrechtswidrigen „militärischen Spezialoperation” Russlands in der Ukraine zuzuschreiben, wird dabei nicht helfen. Vielmehr sollten wir uns in dieser multiplen Krise an den Spruch aus der Amtszeit Bill Clintons erinnern: „It’s the economy, stupid!” Ich verstehe „Wirtschaft” am liebsten in der Tradition der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gemäß Ludwig von Mises: „Ökonomie ist die Lehre vom menschlichen Handeln.”

Unser derzeitiges „menschliches Handeln” zeugt davon, dass wir in allen möglichen Bereichen an unsere Grenzen stoßen. Wir stehen in Europa vor der größten Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg. Gerade jetzt wird in der Ukraine verhandelt, wo diese Grenzen verlaufen, und das geschieht blöderweise im Krieg.

Und damit kommen wir zum Kern des Problems:

Unser derzeit größtes Problem – und damit auch Ursache für jeden Krieg – liegt darin begründet, dass niemand weiß, was „Geld” ist. Wir wissen, was 1 US-Dollar in Euro wert ist, wir wissen, was 1 Euro in Schweizer Franken wert ist und wir wissen, was 1 Schweizer Franken in Gold wert ist. Aber was ist „Geld”? „Geld” ist nichts mehr als ein derzeit festgesetztes Verhältnis zwischen zwei Werten. Aber dieses Verhältnis kann sich jederzeit ändern. Jederzeit und augenblicklich.

Seit dem 15. August 1971, seit dem völkerrechtswidrigen Bruch des Goldstandards durch die USA unter Präsident Richard Nixon hat der US-Dollar keinen garantierten Wert mehr. Das wäre nicht so schlimm, würde der USD nicht Basis jeglichen Rohstoffgeschäfts auf der Erde sein. Doch so leben wir seit damals in weltweiter Abhängigkeit von den USA.

Die erste Konsequenz dieses Verbrechens war der Jom-Kippur-Krieg und die bisher letzte der Krieg um die Ukraine. Es geht um nichts anderes als um die Rohstoffreserven der ganzen Welt. Und deren weltweiter Preis wird seit dem 15. August 1971 alleine von Washington D.C. kontrolliert, politisch von der Regierung der USA und wirtschaftlich von der Federal Reserve.

Während also die USA den Preis aller Rohstoffe auf der Erde kontrollieren, bezahlt diesen Preis die übrige Welt. Beginnend mit Lateinamerika, über Afrika, den nahen Osten und Asien, bis nach Japan – und selbstverständlich Russland.

Seit den frühen 1980er Jahren, seit der Regierungszeit von Präsident Ronald Reagan in den USA und Premierministerin Margaret Thatcher im Vereinigten Königreich, seit der Wirtschaftspolitik von „Reaganomics” und „Thatcherism”, wurden nach und nach alle möglichen Beschränkungen des „Marktes” aufgehoben.

Was für die Einen ein Segen war, das war für die Anderen ein Fluch. Dem Fall des „Eisernen Vorhangs” und dem Zusammenbruch der Sowjetunion folgte die gnadenlose Ausbeutung des „Ostens” durch den „Westen”. Noch heute verdienen beispielsweise Lehrer in Bratislava nur die Hälfte ihrer Kollegen im angrenzenden Niederösterreich – und nur ein Viertel ihrer Kollegen in der Schweiz (Quelle: salaryexplorer). Der Abgrund des neoliberalen Wohlstands verläuft also direkt durch Europa – und mitten durch Österreich.

Der „Neoliberalismus“ von Reagan und Thatcher war gut gemeint und hatte anfangs auch unbestreitbar seine Erfolge. Doch in Politik und Wirtschaft gilt, wie auch überall sonst, der alte Grundsatz des Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift.” Was in Ansätzen anfangs hervorragend gelang, war im Übermaß am Ende zum Scheitern verurteilt. Die „Liberalisierung des Marktes” ist spätestens seit der Finanzkrise von 2008 gescheitert. Heute, knapp eineinhalb Jahrzehnte später, stehen wir überall auf der Welt vor den katastrophalen Folgen dieses Ansatzes.

Spätestens in der „Finanzkrise” ab dem Jahr 2008 wurde sichtbar, dass der Wert des USD völlig virtuell ist. Dass Europa den Preis für diese Willkür noch nicht bezahlen musste, verdanken wir alleine der Europäischen Zentralbank unter ihrem Präsidenten Mario Draghi. Die EZB hat nicht nur Griechenland gerettet, sondern ganz Europa vor einem Schicksal Japans und damit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch bewahrt. Japan bezahlt den Preis für den Untergang der Sowjetunion mit seiner Deflation bis heute.

Gegenüber dem deflationären Rohstoffkonsumenten Japan stehen die inflationären Rohstoffproduzenten: Iran, Irak, Libyen, Syrien und Venezuela. Sie alle stellten sich der Willkür des „Geldes” in Form des US-Dollar entgegen, zuletzt eben auch Russland. Einzig die Golfstaaten unter der Führung Saudi-Arabiens sind fein raus. Deren Preis bezahlen inzwischen wir in Europa. Und damit sind wir in der Ukraine angelangt.

Am 24. Februar 2022 überfiel die Russische Föderation unter ihrem Präsidenten Wladimir Putin ihren Nachbarn Ukraine. Warum? Jetzt kann man, wie es „der Westen” tut, Wladimir Putin für einen (größen)wahnsinnigen Verbrecher halten. Ich fürchte nur, dass diese Ansicht nicht zum Frieden führen wird, weil sie am Problem nichts ändert. (Waren George W. Bush, Tony Blair und Barack Obama auch größenwahnsinnige Verbrecher?) Wo liegt also das Problem?

Das Problem liegt darin, dass unser „Geld” keinen Wert hat. Und das bemerken wir in Europa plötzlich(?) selbst. Bereits die beginnende Inflation droht in soziale Unruhen auszuarten. Ganz Europa droht ein Flächenbrand. Wie kommen wir da wieder raus?

Nach Richard Nixons Vertragsbruch 1971 war der „Goldstandard” in Europa durch einen sogenannten „Warenkorb” zur Inflationsmessung abgelöst worden. Mit dieser behelfsmäßigen Lösung zur Geldwertbestimmung war eine brauchbare statistische Grundlage geschaffen worden. Das grundsätzliche Problem blieb jedoch: Wieviel ist unser „Geld” wirklich wert?

Vor allem aber gab uns der „Warenkorb” zwar die Möglichkeit der durchschnittlichen oberflächlichen Messung, doch in keinem Fall die Möglichkeit zur (Selbst)Bestimmung dieses Wertes. Denn abgerechnet wurden die weltweiten Importe immer noch, überall auf der Welt, in einer Fremdwährung – außer in den USA.

Im Jahr 2012 überreichten wir in Frankfurt dem damaligen Präsidenten der EZB, Mario Draghi „The Austrian Definition of Money”. (https://peterwurm.wordpress.com/2012/08/16/was-ist-geld/)

Die Idee der „Austrian Definition of Money” war einfach. Wenn „Geld” stets nur ein Verhältnis darstellt, dann nehmen wir eben das grundlegendste materielle Verhältnis, das es auf der Welt gibt: Wasser und Brot. Und mit diesem auf der ganzen Erde notwendigen Verhältnis war mit einem mal ein „globaler Warenkorb” geschaffen, der auf der ganzen Welt Gültigkeit hat. Ein „Geld” ist ein Liter Wasser und ein Kilogramm Brot.

1 Geld = 1 l Wasser + 1 kg Brot

Nun, zehn Jahre später, gehen wir den entscheidenden Schritt weiter. 1 Liter und 1 Kilogramm waren physikalische Größen, ausgedrückt in SI-Einheiten des metrischen Systems. Doch sie sind noch mehr: Sie sind die Basis für die erstmals gültige Definition von „Geld” als absoluter Größe: „Geld” ist „Energie”:

War der Satz „Geld ist Energie” bisher der Esoterik vorbehalten, so haben wir damit erstmals „Geld” als absolute physikalische Größe definiert:

1 Geld = 3 kWh

Der Rest ergibt sich von selbst. Wir verbrauchen pro Jahr auf der Erde derzeit 580 Millionen Terajoule (Quelle: theworldcounts). Das entspricht einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 18.055 kWh pro Person pro Jahr. In „Geld” ausgedrückt sind das 6.1018,33 Geld pro Person pro Jahr. Mehr „Geld” haben wir nicht zur Verfügung.

Und damit sind wir endlich am Ziel. „Ökonomie ist die Lehre vom menschlichen Handeln.” Menschliches Handeln geschieht unter begrenzten Ressourcen. Doch anders als es Satoshi Nakamoto für seine 21 Millionen Bitcoins vorschlägt sind diese Ressourcen ausbaubar. (Daher ist Bitcoin per definitionem deflationär und somit als Währung ungeeignet.) Andererseits sind diese Ressourcen aber nicht beliebig wechselbar, wie uns der US-Dollar der Federal Reserve weismachen will.

Wenn der USD die herrschende These und Bitcoin die vorgeschlagene Antithese ist, dann ist die Energiebindung von Geld die Synthese. Der unbrauchbare Goldstandard (Wozu braucht der Mensch Gold?) wird durch den Brotstandard abgelöst. Der Gegenwert von „Brot” in „Energie” ist die überall auf der Welt gültige Basis von „Geld”.

Nachdem damit die „wirtschaftliche” Grundlage gelegt wurde, stellt sich zuletzt die „politische” Verteilungsfrage: Wer erhält wieviel Energie, wer erhält wieviel Geld? Unser Vorschlag ist denkbar einfach: Ein Zehntel des Durchschnitts sind jedem Erdenbürger garantiert, das sind circa 2 Liter (Trink)Wasser und 2 Kilogramm Brot pro Tag. Somit wird Hunger auf der Welt beendet, und hoffentlich Obdachlosigkeit (und damit erzwungene Migration). Wie wird dies finanziert? Wie wird dies garantiert?

Die grundsätzliche Problematik des USD-Systems nach Nixon bestand in der Willkür der Geldfunktion. Einfach gesagt hatte die Geldfunktion des USD nach oben hin den Grenzwert unendlich. („Man kann nie genug Geld haben“, war einst der ebenso geniale wie vertrottelte Werbespruch einer großen österreichischen Bank.)

Wenn die Geldfunktion im „freien Markt” aber nach oben den Grenzwert Unendlich hat, dann muss sie nach unten den Grenzwert Null haben. Im System des USD waren Hunger und Obdachlosigkeit notwendig(!), weil sie immanent waren. Der Grenzwert Unendlich bedingt den Grenzwert Null. Und daher sprach Papst Franziskus die Wahrheit, als er in „Evangelii gaudium” im Jahr 2013 schrieb: „Diese Wirtschaft tötet.”

Ab sofort muss sie das nicht mehr. Wenn wir nach unten mit einem Zehntel des Durchschnitts einen Grenzwert setzen, dann müssen wir es nach oben ebenfalls tun. Die Ressourcen („Energie”) dieser Welt sind begrenzt. Und daher geht sich „unendlich” per definitionem nicht mehr aus. Unsere Energien sind ausbaubar, aber immer begrenzt. (Das wird gemäß Immanuel Kant und Albert Einstein durch die Vierdimensionalität der irdischen Raumzeit bestimmt. „Energie” ist im Universum unbegrenzt, aber nur begrenzt abrufbar.)

Wir setzen den unteren Grenzwert der Geldfunktion (Das „Grundeinkommen” jedes Menschen von der Zeugung bis zum Tod) mit 1/10 (einem Zehntel) des Durchschnitts fest. Das entspricht derzeit circa 2 Liter (Trink)Wasser und 2 Kilogramm Brot pro Tag. Daraus folgend ist es höchst plausibel, den oberen Grenzwert der Geldfunktion (das maximale Nettoeinkommen) mit 100 zu fixieren. Hundert mal der Durchschnittsverbrauch, mehr braucht und darf ein Mensch nicht verdienen. Das sind tausend mal das Einkommen der Ärmsten, oder derzeit rund 50.000 Liter (Trink)Wasser und 50.000 Kilogramm Brot pro Monat. Jedes Einkommen darüberhinaus wird spätestens am Jahresende zur Gänze besteuert.

Mehr als derzeit rund 600.000 (Sechshunderttausend) Geld pro Jahr braucht und darf kein Mensch auf der Welt verdienen. Und weniger als ein Tausendstel davon eben auch nicht. Alles dazwischen entscheidet „der Markt”. Und jetzt wird Frieden endlich möglich.

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