“Wenn psychisch Kranke töten”
(Die Presse, 07.02.2020, Seite 11)
Die Argumentation des Psychiaters Reinhard Haller zur Gewaltprävention gegenüber psychisch Kranken ist infam. “‘Menschen, die daran leiden, sind mitunter gefährlich. Solang diese Gefahr nicht durch die Behandlung weg ist, muss man sie stationär behandeln, aber das geht oft nicht.’ Gewalttaten seien mitunter der ‘Preis, den man dafür zahlt.’ Schließlich töten Menschen mit Psychosen immer wieder. ‘Man muss auch sagen, dass die Gruppe mit paranoid-halluzinatorischen Störungen ein hohes Fremdgefährdungspotential aufweist.’ Dieses Potential sei bei diesen Menschen vier mal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. ‘Das Gesetz ist sehr auf Freiheit bedacht, aber es ist zahnlos. Wenn jemand nicht akut krank ist, muss man ihn rauslassen.'”
Laut Statistik des Bundeskriminalamts gab es im Jahr 2018 in Österreich 69.426 angezeigte Gewaltdelikte. Von den 72.576 Tatverdächtigen waren 85,3% Männer. Das sind knapp sechs(!) mal so viele wie Frauen.
Schlüssig nach Reinhard Haller argumentiert: “Männer sind mitunter gefährlich. Solang diese Gefahr nicht durch die Behandlung weg ist, muss man sie stationär behandeln, aber das geht oft nicht. Gewalttaten seien mitunter der Preis, den man dafür zahlt. Schließlich töten Männer immer wieder. Das Gesetz ist sehr auf Freiheit bedacht, aber es ist zahnlos. Wenn jemand nicht akut krank ist, muss man ihn rauslassen.”
Gerade in Zeiten von Präventivhaft und der Unterwanderung der Menschenrechte heißt es dringend “Wehret den Anfängen.” Wenn Reinhard Haller von “Spritzen als ‘Langer Leine'” und “chemischer Sicherung” zu schwadronieren beginnt, dann ist es zum “gesunden Volksempfinden” und “Heil” nicht mehr weit. Schloss Hartheim lässt grüßen.
Mediziner stellten übrigens die größte Berufsgruppe unter den Nationalsozialisten. Und: Josef Mengele war Arzt. Wie wäre es, Reinhard Haller präventiv an eine “klinische, lange Leine” zu legen?
Mit freundlichen Grüßen
Peter Wurm
