Kriegsjournalismus

An das Abo-Service der Wiener Wochenzeitung FALTER:

Sehr geehrte Frau Bachinger!

Seit langem schon spende ich das Druckexemplar meines FALTER-Abonnements an die Obdachlosenhilfe der Caritas-Gruft. Ich ersuche Sie, dieses Exemplar ab sofort nicht mehr zu versenden. Ich kann es nicht länger vertreten, dass diese Weltanschauung mit meiner Hilfe verbreitet wird. Ihre Redaktion lässt in Hinblick auf das größte Problem unserer Geschichte inzwischen jegliche Sorgfalt vermissen:

Wenn Journalismus zum unreflektierten Transport der eigenen Vorurteile missbraucht wird, dann will ich das nicht länger unterstützen. Ganz im Gegenteil halte ich Ihre Einstellung in der derzeitigen Situation für gemeingefährlich. Es geht mir nicht um einen Tweet einer Redakteurin. Es geht mir um die Geisteshaltung, die dahintersteht.

Ich halte Florian Klenk seit Anfang an für den besten Journalisten des Landes. Als Chefredakteur jedoch verkommt seine Arbeit zur unreflektierten Ideologie. Das „redaktionelle Prinzip”, das die Buntheit des FALTER seit Jahrzehnten garantiert hat, wird unter seiner Führung in einer Weise ausgelegt, dass selbst das Politbüro der KPdSU vor Neid erblassen würde.

Es gibt immer wieder einen Punkt, an dem die Grenze des gesunden Maßes überschritten wird, wo das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen kommt. Wenn man beispielsweise in der Malerei Farben mischt, dann wird es bunter und bunter. Wenn man diesen Prozess jedoch übertreibt, dann kippt diese Buntheit mit einem mal plötzlich in ein einheitliches Grau. Diesen Punkt hat der FALTER inzwischen erreicht. Die Vielfalt ist zur Einfalt verkommen.

Ich kann als Leser nicht mehr tun, als auf die Gefahr dieses Prozesses hinzuweisen. Dem FALTER ist die “dissenting opinion”, die korrigierende Meinung abhanden gekommen. Dies gilt vor allem auf dem Gebiet der Politik, insbesondere der Außenpolitik. Wenn selbst der Herausgeber zugibt, dass er seine Meinung (in Bezug auf den Krieg in der Ukraine) nicht mehr frei äußern kann, dann müssten in einer „kritischen” Redaktion alle Alarmglocken schrillen.

Als einziger Ausweg bleibt mir nur der Protest. Wenn ein FALTER-Exemplar weniger gedruckt und versendet wird, dann haben wir wenigstens unseren Beitrag zur Rettung der Wälder und zur Reduktion unseres Energieverbrauchs geleistet.

Mein Online-Abonnement werde ich jedoch mangels Geld-zurück-Garantie weiter abrufen. Und auf Armin Thurnhers „Seinesgleichen geschieht” (möge es bald wieder erscheinen) und Raimund Löws Kommentare möchte ich trotz allem nicht verzichten.

Mit herzlichen Grüßen 

Peter Wurm

4 thoughts on “Kriegsjournalismus

      1. Ja, möglich. Aber für „vielleicht“ brauche ich keinen Journalismus.

        Ein Anchorman versucht der Wirklichkeit auf der Spur zu bleiben.

        Ein Journalist o. Ä., der im Rundfunk, Fernsehen besonders in Nachrichtensendungen die einzelnen journalistischen Beiträge vorstellt, die verbindenden Worte und Kommentare spricht

        und sich zumal in seiner Grundüberzeugung irren kann

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