Die Causa #WienEnergie ist eine jener Themen, um an unserer Heimat wieder einmal zu verzweifeln. Die öffentliche Diskussion erschöpft sich in diesem Land in der Frage „War es ein Skandal?“ Die Antwort wird in der Frage gefunden „War es Spekulation?“ Die österreichischen „Experten“ einigen sich darauf, dass es keine „Spekulation“ war. Nun können alle wieder beruhigt ihr Schnitzerl essen.
Der österreichische Finanzminister hat am Sonntag Abend das getan, was Mario Draghi in seiner „Whatever it takes“-Rede im Juli 2012 getan hat: Er hat Sicherheit garantiert. Daraufhin sind die Preise abrupt gefallen. 2012 war damit der Euro gerettet, diesmal die Wien Energie. Das Problem liegt daher viel tiefer, als uns die oberflächliche Diskussion glauben lässt:
Wenn die Wien Energie auf dem Futures-Markt wegen steigender Preise Ende August 2022 illiquid wird, dann sagen uns „die Märkte”, dass in Q1/2023 in Wien der Strom ausgehen wird (weil niemand mehr „den Preis” bezahlen wird können). Wenn daher der größte Energieversorger Österreichs die zukünftige Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleisten kann, weil die Sicherheiten der Bundeshauptstadt Wien dafür nicht mehr ausreichen, dann ist der Ground Zero des europäischen Kapitalismus erreicht. Lehman Brothers lassen grüßen.
Jetzt wird das Problem nach Europa verschoben. Wen wird Europa zu Hilfe rufen, wenn der Strom ausgeht? Und das ist derzeit das eigentliche Problem: Geld kann man immer nachschießen, Energie eben nicht. Gegen die kommende Energiekrise war die Finanzkrise ein Lärcherl. Nur darum dreht sich der Krieg in der Ukraine. Wer zahlt? Und wer überlebt? Es ist ein Weltkrieg. Und wir sind mittendrin.
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Der Effekt der Draghi-Rede im Juli 2012. Dasselbe ist am Montag auf den europäischen Energiemärkten passiert.
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