
Vorgestern in der Früh erfuhr ich, dass kurz zuvor, noch vor Sonnenaufgang, eine Deportation stattgefunden hatte. Die 12jährige Wienerin Tina, Schülerin am Gymnasium Stubenbastei in der Wiener Innenstadt, war mitsamt ihrer Familie zum Flughafen Wien-Schwechat gebracht worden, um von dort in den Kaukasus abgeschoben zu werden. Im selben Moment war ich wach. Ich empfand weniger tiefes Mitleid als wirklichen Zorn.










Mir ist schon klar, dass der Rechtsstaat Gewalt anwenden muss, um seine Gesetze durchzusetzen. Daher gibt es auch in jeder Demokratie eine Polizei. Diese Polizei besteht aus Menschen, die für unsere Sicherheit in unserem Namen Gewalt anwenden dürfen. Diese Polizisten riskieren dafür notfalls auch, im wahrsten Sinne des Wortes, Kopf und Kragen. Sie schützen uns mit ihrem eigenen Leben. (Ich persönlich kenne einige davon.) Dafür haben sie meinen höchsten Respekt und größten Dank.
Auch weiß ich, dass wir nicht alle Flüchtlinge dieser Welt aufnehmen können. Ich selbst bin sogar gegen die Aufnahme von ein paar Flüchtlingen aus Lesbos. Und ich habe gute Gründe dafür (siehe hier). Ich habe meine Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht (siehe hier) und weiß, dass es eine Grenze des Zumutbaren gibt (siehe hier).
Auch weiß ich, dass man es nicht jedem Recht machen und schon gar nicht Politik gegen das eigene Volk machen kann. Ich verstehe also die Politik von Sebastian Kurz (siehe hier und hier). Ich mag Sebastian Kurz (siehe hier). Sebastian Kurz macht kluge Politik.
Aber es gibt, wie gesagt, eine Grenze des Zumutbaren. Und wenn ich mich frage, wem die Politik des Sebastian Kurz nützt, dann muss ich lange nachdenken. Und irgendwann komme ich zur Antwort: Die Politik von Sebastian Kurz nützt vor allem Sebastian Kurz.
Wir Österreicher zahlen einen hohen Preis für den Erfolg des Sebastian Kurz und seiner Freunde. Wir zahlen diesen Preis nicht nur finanziell, sondern auch menschlich. Wir sehen zu, wie wir alle finanziell und menschlich langsam ausbluten.
Nun sehe ich die 12jährige Tina, wie sie mit ihrer kleinen Schwester im Bus sitzt, um deportiert zu werden. Und gleichzeitig sehe ich unsere Polizisten, wie sie für uns ihren Kopf hinhalten, um diese Deportation auszuführen. Die 12jährige Tina könnte meine Tochter sein, und einer dieser Polizisten mein Sohn. Und Sebastian Kurz schweigt dazu.
Ich will das nicht. Ich will nicht, dass wir in Österreich Konflikte auf diese Weise austragen. Ich will, dass wir miteinander leben und nicht gegeneinander. Ich will, dass wir weiterhin liebevoll und respektvoll miteinander umgehen, anstatt in eiskalte Berechnung zu verfallen. Ich will, dass uns in diesem Land warm ums Herz wird und wir nicht vor Kälte erstarren.
Politik mit Herz und Hirn. Das wünsche ich mir für dieses Land, für meine Heimat, für Österreich. Bei Sebastian Kurz vermisse ich das Herz.
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