Das Schicksal der Väter

Herrn Bundespräsident
Alexander van der Bellen
Hofburg – Ballhausplatz 1
AT-1010 Wien

“Jetzt ist die Zeit, in der wir träumen sollten, wie wir unsere Welt verbessern können. Jetzt ist die Zeit, in der wir weiter blicken müssen. Für uns, für unsere Kinder, unsere Enkelkinder. Ohne Scheu, auch völlig neu zu denken. Ohne Angst, zu groß zu denken.”
(Alexander van der Bellen, Neujahrsansprache 2021)

Sehr verehrter Herr Bundespräsident!

Heute, zu Jahresbeginn, möchte ich den Blick auf eine Gruppe werfen, die in der Öffentlichkeit paradoxerweise kaum vorkommt: Auf die Väter. Das Dasein als Vater kann in mancher Hinsicht existenzbedrohend werden. Ich möchte Ihnen vom Schicksal der Väter anhand meines eigenen Beispiels erzählen:

Lange Zeit bestand mein Einkommen als Künstler aus völlig unregelmäßigen und nicht voraussehbaren Einkünften. Da ich Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft studiert habe, verdiente ich als Familienvater, vor und nach der Scheidung von meiner Frau, auch immer wieder gutes Geld nebenbei. Ich war, wie ich es stets ironisch nannte, “mein eigener Mäzen”. Seit einiger Zeit bestehen meine Einkünfte nun regelmäßig aus einer sogenannten “Mindestpension”, das bedeutet eine Pension in Höhe des Richtsatzes. Das heißt, ich erhalte nun EUR 1.000,48 monatlich, 14 mal pro Jahr ausbezahlt. Das Jahreszwölftel beträgt somit EUR 1.167,22.

Meine beiden erwachsenen Kinder studieren. Das heißt, sie haben Anspruch auf jeweils 20% meines Einkommens. Das bedeutet, ich schulde beiden Kindern einen monatlichen Unterhalt von jeweils EUR 233,45. Mir selbst bleibt somit ein Einkommen von EUR 700,36. Da diese 14 mal ausbezahlt werden, bleibt mir in einem gewöhnlichen Monat ein Betrag von EUR 533,58.

Ich muss also mit einer Auszahlung von 533,58 pro Monat mein Leben bestreiten, solange meine Kinder studieren. Wie soll das gehen?

Jetzt höre ich schon die Stimmen, die mir zurufen: “Geh’ doch arbeiten!” Ich arbeite ja. Ich arbeite als Künstler. Dafür habe ich mich zu Beginn meines erwachsenen Lebens entschieden, mit allem Risiko, das dazugehört. Mit Kindern wird dieses Risiko nach der Scheidung existenzbedrohend. Und das Risiko der Scheidung betrifft nicht nur Künstler, sondern jeden Vater.

Ich habe das Glück, dass ich die Auszahlung meiner Pension erfolgreich eingeklagt habe und somit inzwischen über ein regelmäßiges und planbares Einkommen verfüge, das mich überleben lässt. Auch die Kinder können somit ihren Unterhalt im Voraus einplanen, was bei selbstständig tätigen Eltern stets ein Problem darstellt.

Andere Väter haben 3 Kinder. Diese müssten theoretisch mit EUR 466,89 im Monat auskommen, wenn Sie nach der Scheidung ein Mindesteinkommen erhalten, praktisch mit EUR 300,13 in einem normalen Monat. Und zuvor müssen sie sich, nach der Trennung von Frau und Kindern, eine völlig neue Existenz aufbauen. Im schlimmsten Fall können Väter von ihren Kindern bis auf 75% des Existenzminimums verklagt werden, bis zum Ende des Studiums.

Wir wissen seit spätestens einer Generation über das harte Schicksal von alleinerziehenden Müttern Bescheid. Niemand spricht vom existenzbedrohenden Schicksal von Scheidungsvätern, deren Kinder mit einem mal aus ihrem Leben gerissen werden. Wer kümmert sich um diese Menschen im Abseits der Öffentlichkeit? Wohin können wir uns wenden? Und wer setzt unter diesen Umständen überhaupt noch Kinder in die Welt? Die Bevölkerungsentwicklung in Europa spricht dazu Bände.

Die einzige Lösung in diesem Generationen- und Geschlechterkonflikt liegt meiner Ansicht nach in einem Bedingungslosen Grundeinkommen für alle Menschen, einschließlich der Kinder. Es geht, im wahrsten Sinn des Wortes, um die Zukunft der Menschheit.

Ein Lösungsansatz dazu wäre folgender:

The Universal Basic Income (UBI)

Ich bitte Sie, sich für eine solche Lösung einzusetzen.

Mit herzlichen Grüßen

Peter Wurm

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