Habemus Papam – Was uns verbindet

Es ist Sonntag, knapp vor Mitternacht, und ich liege auf dem Bett in meinem kleinen Apartment in Rom. Soeben hat mir Christian Wetschka, der Pastoralassistent der Wiener Caritasgemeinde, ein Mail geschickt, in dem er zu einem Text für den nächsten „Zusammenhang”, die Zeitung der Caritasgemeinde, aufruft: „Was uns verbindet.” Das Motto heißt im Original: „Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und zum Aufbau der Gemeinschaft beiträgt!” (Römer 14:19)

Vor genau einer Woche bin ich mit dem Nachtzug von Wien nach Rom gefahren. Warum? Ich muss jetzt lange überlegen, wie ich es formulieren kann. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll. Übrig bleibt nur ein Wort: „Das Konklave.”

Gestern habe ich die Pressekonferenz von Kardinal Christoph Schönborn nachgehört, die er zur Wahl des neuen Papstes gehalten hat. Er wurde dabei gefragt, was er sich vom neuen Papst Leo XIV. erwarte. Kardinal Schönborn hat darauf lächelnd geantwortet: „Dass er der Papst ist. Ich meine das ganz ernst. Er ist der Papst.” 

Und dann hat der Wiener Kardinal davon berichtet, was ihn an dieser Papstwahl am meisten berührt hat: Dass da hunderttausend Menschen aus aller Welt, gemeinsam mit vielleicht Milliarden anderen, auf jenen Moment warten, in dem der „Weiße Rauch” aufsteigt. Und dass in jenem Moment, als dies geschieht, mehr als hunderttausend Menschen auf dem und rund um den Petersplatz zu jubeln beginnen. Und das, obwohl noch niemand weiß, wer da jetzt gewählt wurde. Aber: Wir haben einen neuen Papst.

Ich bin am Montag in der Früh hier in Rom angekommen. Ich bin am Dienstag zu all den Päpsten gepilgert, die ich selbst erlebt habe, zu ihren Gräbern im und unter dem Petersdom und in Santa Maria Maggiore, wo Papst Franziskus beigesetzt wurde. Ich habe dort Freunde getroffen und gemeinsam mit ihnen die Marienvesper mitgefeiert. Am nächsten Tag begann das Konklave.

Es ist müßig, dieses Erlebnis in Worte fassen zu wollen. Ludwig Wittgenstein schreibt als letzten Satz in seinem weltberühmten Tractatus: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.” Es geht nicht in Worten.

Lieber Gott!

Du warst mit mir dabei. Du warst mit Hunderttausenden, mit Millionen hier in Rom dabei, Du warst mit Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt dabei. Ich war am Donnerstag, den 8. Mai 2025 auf dem Petersplatz, irgendwo rechts vorne inmitten von zehntausend anderen. Als um 18 Uhr 08 der Weiße Rauch aus dem Schornstein aufgestiegen ist, habe ich geweint. Ich habe minutenlang geweint, minutenlang geweint vor Freude. Du warst mit uns dabei.

Da gibt es Menschen, die nicht an Dich „glauben”. Die wollen alles schriftlich nachgewiesen sehen und in Geld aufgewogen haben. Bitte schenke ihnen einmal in ihrem Leben, ein einziges Mal nur, dieses Erlebnis. Sei es in einer sternenklaren Nacht, sei es auf einem Berggipfel, sei es an einem Strand am Meer. Niemand braucht an Dich zu „glauben”, man muss es nur einmal, ein einziges Mal selbst erlebt haben. Vielleicht alleine, vielleicht gemeinsam mit geliebten Menschen. Martin Luther hat Dich „Gott” genannt, die Juden nennen Dich „Jahwe”, die Moslems „Allah” und Andere nennen Dich noch anders. Aber egal, wie wir Dich nennen, Du bist. Du bist, Du bist da, Du bist mitten unter uns. In einer sternenklaren Nacht, auf einem Berggipfel, oder an einem Strand am Meer. Du bist. Und Du bist da.

„La pace sia con tutti voi!” Das waren die allerersten Worte des neuen Papstes. Es sind die ersten Worte des Auferstandenen Christus. Es sind die ersten Worte Gottes an uns alle. „Der Friede sei mit Euch allen!”

Lieber Gott!

Gib, dass wir Dich endlich verstehen. Christian fragt für den „Zusammenhang” der Caritasgemeinde „Was verbindet uns?”

Lieber Gott, was verbindet uns?

Du.

peterwurm.wordpress.com

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