
Journalismus bedient die Öffentlichkeit. Dieser Dienst ist in Österreich in der Regel abhängig von fremden Interessen. Vereinzelt gibt es Ausnahmen. Eine davon ist die Wiener Wochenzeitung FALTER. Der FALTER unter seinem Herausgeber Armin Thurnher schafft unabhängigen Journalismus.
Mancher könnte meinen, auch Dietrich Mateschitz’ RED BULL MEDIA HOUSE würde einen solchen Ansatz verfolgen, einzig von der anderen, der “rechten” Seite. Schafft Dietrich Mateschitz also unabhängigen Journalismus? Dem ist nicht so.
Die Handlungsmaxime der Mateschitz-Medien lautet: “Ihr dürft alles schreiben. Aber über mich schreibt Ihr nichts!” Kann man sich vorstellen, dass Ferdinand Wegscheider oder Michael Fleischhacker über die Arbeitsbedingungen oder die Finanzgebarung des Red-Bull-Konzerns berichten?
Das ist ähnlich unvorstellbar wie ein Bericht in KURIER oder PROFIL über die Geschäftspraktiken von Raiffeisen oder die Korruption des Rene Benko. “Wes’ Brot ich ess’, des’ Lied ich sing’.” Der Mateschitz-Journalismus ist genauso abhängig wie der Raiffeisen-Journalismus. Dieser Journalismus ist gekauft.
Die STYRIA-Gruppe und DER STANDARD sind dagegen möglicherweise finanziell unabhängig, jedoch beide weltanschaulich abhängig. Können wir uns dort Enthüllungen über die katholische Kirche oder die israelitische Kultusgemeinde vorstellen? Alleine diese Frage berührt ein Tabu. Auch wenn ich weltanschaulich mit beiden übereinstimme, so ist doch ihre Berichterstattung nicht wirklich frei. Dementsprechend eingeschränkt und prognostizierbar ist deren Journalismus.
Das Gegenteil ist bei der Familie Dichand der Fall. Diesen Herausgebern von KRONE und HEUTE halte ich zugute, unabhängigen Journalismus zu machen, auch wenn ich inhaltlich meist nicht einverstanden bin. Der Journalismus der Familie Dichand ist unabhängig von fremden Interessen. Dieser Journalismus verfolgt einzig maximale Eigeninteressen. Dieses Menschenbild missfällt mir.
Das Menschenbild von Armin Thurnhers FALTER dagegen gefällt mir. Es verfolgt minimale Eigeninteressen. Kann man sich also vorstellen, dass Florian Klenk, Barbara Toth oder Raimund Löw über die Fehler des Armin Thurnher berichten?
Das ist gar nicht notwendig. Das besorgt er schon selbst. Armin Thurnher ist der einzige Eigentümer, der sich nicht versteckt. Das macht den FALTER angreifbar, jedoch inhaltlich einzigartig.
Während alle anderen “Bundesländerzeitungen” in ihrem Journalismus regional ausgerichtet sind, ist dies der FALTER nicht. Der FALTER ist die Hauptstadtzeitung. Das macht ihn in Österreich auch formal einzigartig.
Der FALTER ist der journalistische Glücksfall dieses Landes.
Die Familie Fellner schlussendlich macht gar keinen Journalismus. Die Familie Fellner macht nur ein Geschäft. Dieses Geschäft der Familie Fellner bedient nicht die Öffentlichkeit. Ganz im Gegenteil. Das Geschäft der Familie Fellner bedient sich der Öffentlichkeit. Die Medien der Familie Fellner sind der journalistische Unglücksfall dieses Landes. Die Medien der Familie Fellner sind verwerflich.
Es bleibt der ORF. Der österreichische Rundfunk ORF gehört uns allen. Der österreichische Rundfunk gehört weder der Regierung, noch einem Konzern. Der ORF gehört uns allen. Ich hoffe, es bleibt so.
Insgesamt gibt es unzählige kleine Zeitungen online und gedruckt, täglich, wöchentlich und monatlich. Auch an Podcasts haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Und zu guter letzt haben wir einige regionale und landesweite private Fernseh- und Radiosender. All diese sind viel zu viele, um sie hier zu erwähnen.
Meine Lieblingstageszeitung sind übrigens die SALZBURGER NACHRICHTEN. Diese scheinen mir in unaufgeregter Art und größtmöglicher Weise unabhängig. Darüberhinaus bieten sie einen distanzierten Blick auf Wien, was immer wieder heilsam ist.
Praktischerweise lese ich neben dem FALTER wöchentlich DIE PRESSE AM SONNTAG in der Printausgabe. Dann weiß ich, was die “Linken” denken, dann weiß ich, was die “Rechten” denken. Und dann kennt man bereits wieder das gesamte Spektrum im ganzen Land.
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