Coronavirus: Wissenschaft gegen Religion

Foto: Vatican News

In einem spektakulären 5:4 Urteil hat der Oberste Gerichtshof der USA in dieser Woche entschieden, dass die Freiheit der Religionsausübung im Zuge der Coronavirus-Pandemie nicht eingeschränkt werden darf.

Diese Entscheidung ist ein erster Höhepunkt in der Auseinandersetzung, wieviel Einschränkung unserer Freiheit uns die Rettung von Menschenleben wert ist.

In dieser Frage prallen Welten aufeinander. Auf der einen Seite stehen diejenigen Menschen, die diese Einschränkungen der Pandemie auf sich nehmen, um andere nicht zu gefährden. Sie tun dies zum Wohle von Menschen, die sie nicht einmal persönlich kennen.

Auf der anderen Seite stehen diejenigen Menschen, die diese “Zumutung”, wie es die deutsche Kanzlerin Angela Merkel nennt, nicht auf sich nehmen wollen. Sie weigern sich, ihre individuellen Freiheiten zu Gunsten anderer aufzugeben.

Grundsätzlich stehen sich hier Menschen gegenüber, die ein völlig konträres Weltbild verfolgen. Die einen sehen sich als Teil eines großen Ganzen, für das sie im Notfall auch ihre eigenen Rechte opfern. Die anderen sehen sich als Individuen, für deren Freiheit die Gesellschaft auch ihre vermeintliche Sicherheit aufgeben muss.

Ein Konsens in diesem Widerstreit ist schwer zu finden, weil jede Partei der anderen Partei dabei die Mündigkeit abspricht. Jedes Argument des anderen wird dadurch zunichte gemacht, dass die Basis seiner Argumente als ungültig erklärt wird. Die angeblichen “Wissenschaftsgläubigen” stehen den angeblichen “Verschwörungstheoretikern” diametral gegenüber. Eine Entscheidung in dieser Sache wird somit nur mit größten Schwierigkeiten zustande kommen können – bis hin zur Frage des Impfzwangs.

Einen solchen Widerstreit zwischen (medizinischer) Vernunft und (religiöser) Unvernunft habe ich im Vorjahr in einem kurzen Dramolett zusammengefasst. Wenn einer den anderen nicht mehr versteht…

Die Apokalypse von Wien

(Artikel für den “Zusammenhang”, die Zeitung der Caritasgemeinde der Erzdiözese Wien)

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