Der Streit in der Küche

Einst gab es in einer Stadt ein wunderbares Restaurant. Es war weit über die Stadt hinaus bekannt und in mancher Hinsicht sogar berühmt. Insbesondere seine Küche war vielfach ausgezeichnet worden. Seine Köche leisteten hervorragende Arbeit.

Eines Nachts, als alle Gäste schon längst gegangen waren und auch das Personal das Haus bereits verlassen hatte, da kamen in der Küche alle Utensilien zusammen, um zu beraten, welches von ihnen das Wichtigste wäre. Als erstes meldete sich das Messer und sagte: „Alle mal herhören: Das wichtigste Objekt in dieser Küche bin selbstverständlich ich. Ohne mich läuft hier gar nichts. Wenn es mich nicht gäbe, dann hätte hier niemand etwas zu essen.”

Da widersprach die Familie Topf: „Nein, liebes Messer, am wichtigsten sind wir. Wenn es keine Töpfe gäbe, dann würde man nichts kochen können. Uns gibt es sogar in vielen verschiedenen Größen, je nachdem, was gerade gebraucht wird. Am wichtigsten sind wahrscheinlich wir.”

Als der Vater der Famile Topf geendet hatte, meldete sich Frau Gabel: „Mich gibt es zwar in gar nicht so vielen Größen wie Euch, aber wenn es mich nicht gäbe, könnten die Köche nichts kosten und die Gäste nichts essen. Vielleicht bin ich ja die Wichtigste von uns.”

Da begannen die Löffel zu lachen: „Entschuldige mal, aber wir sind wahrscheinlich wichtiger. Mit uns kann man sogar Suppe essen. Ohne uns geht hier nichts.”

So ging die Diskussion durch die Nacht, die Pfannen, die Streuer, die Teller und die Tassen meldeten sich, ebenso die Gläser, die Flaschen, die Schalen und die Deckel. Sogar die Scheren, Dosenöffner und Korkenzieher beteiligten sich daran, auch die Untersetzer, Tücher und Haken, sowie die Servietten, Tüten und Säcke. Zum Schluss hatten alle etwas gesagt, bis auf einen: Es war der Schwamm.

Das Messer blickte auf den Schwamm und sagte: „Möchtest Du auch etwas sagen, Du dreckiger Schwamm?” Der Schwamm blickte von seinem Platz neben der Abwasch in der Küche umher und sah die vielen Utensilien, wie sie um ihre Bedeutung stritten. Und er schwieg.

(Mk 9,33 und Mt 18,1)

peterwurm.wordpress.com

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