Gott und Hiob

Gott war endlich glücklich. Endlich hatte er einen Menschen gefunden, der einfach gut war. Dieser Mensch hieß Hiob. Gott war glücklich über ihn, über sein Leben und sein Handeln. Gott lehnte sich zurück. Endlich konnte er durchatmen und halbwegs zufrieden mit seiner Schöpfung sein. Endlich konnte er ein wenig rasten und seinen Garten pflegen.

Da klopfte Satan an die Himmelstüre. „Was willst denn Du hier?” fragte Gott. „Ich habe gehört, dass Du über Hiob glücklich bist,” antwortete Satan. „Ja, das bin ich,” antwortete Gott. Satan blickte zu Boden und fragte: „Bist Du das nicht vielleicht zu Unrecht?” 

„Warum meinst Du das?” fragte Gott zurück. „Weißt Du,” sagte Satan, „Hiob kann leicht ein guter Mensch sein. Es fehlt ihm ja an nichts.” „Na und?” lächelte Gott, „er ist eben ein guter Mensch.” „Du täuscht Dich in ihm,” setzte Satan fort, „er wird aufhören, ein guter Mensch zu sein, wenn es ihm schlecht geht.” „Das glaube ich nicht,” antwortete Gott, „er wird ganz sicher ein guter Mensch bleiben.” „Ich wette dagegen,” schlug Satan vor. „Ich wette nicht,” sagte Gott in aller Ruhe, „ich weiß es einfach.”

„Nimm ihm alles, was er hat, und er wird Dir ins Angesicht fluchen,” provozierte Satan weiter. Gott wurde ein klein wenig ungehalten: „Lass mich in Ruhe, Schwachkopf. Nimm ihm alles, was er hat. Er wird ein guter Mensch bleiben.” Daraufhin machte sich Satan auf den Weg zurück auf die Erde.

Hiob war gerade dabei, von seiner Arbeit nach Hause zurückzukehren, zu seiner Frau und seinen Kindern. Als er daheim ankam, war niemand da. Auf dem Tisch fand er eine kurze Nachricht: „Bin ausgezogen. Habe die Kinder mitgenommen. Werde jetzt alles tun, um Dich zu vernichten.” 

Hiob sah seine Kinder nie wieder. Im nächsten Jahr verlor er sein Haus, danach seine Gesundheit und seine Arbeit. Seine Freunde wandten sich von ihm ab. Daraufhin lebte er unter einer Brücke, erbettelte sich sein Essen und wurde immer schwächer. Irgendwann schlief er ein und wachte nicht mehr auf. Satan hatte ganze Arbeit geleistet.

Als Gott Hiob zu sich rief, da fragte er ihn: „Warum bist Du nicht Amok gelaufen oder hast Dich umgebracht?” Hiob antwortete: „Weißt Du, lieber Gott, es ging nicht darum, dass ich Dir vertraue. Es ging darum, dass Du mir vertraut hast.” Als Gott Hiob daraufhin umarmte, hatte er Tränen in den Augen. Und er nahm ihn bei der Hand und machte ihn zu seinem Gärtner im Paradies.

peterwurm.wordpress.com

One thought on “Gott und Hiob

Leave a comment